Gedanken und Fragen.

Betrachtungen aus einer anderen Perspektive.

MEIN VERHÄLTNIS ZU REBE UND WEIN

Ungewöhnliche Gedanken eines Winzers.

Ich bin ein sehr untypischer Winzer, einer, der wenig Wein trinkt. Aber ich bin ein leidenschaftlicher Verkoster. Ein paar Mal am Weinglas riechen, probieren und der Wein erzählt mir seine Geschichte. In meinem Kopf entstehen Bilder von seiner Herkunft, der Sorte, dem Boden, der Traubenreife, vom Weinausbau und vieles mehr. Der Wein hat zu mir gesprochen, ich habe zugehört und verstanden. Mehr brauche ich nicht. Ok, ich gebe zu, manchmal erschließt er sich mir nicht und bleibt ein Geheimnis, was sich jedoch auch als eine spannende Erfahrung zeigt.

 

So ist mein Verhältnis zum Wein ein wenig ambivalentDer geringe Konsum auf der einen Seite und andererseits die Faszination über den Reichtum, den er zu vermitteln vermag. Reich an Gerüchen, Geschmäckern und Bildern. Ein Abbild des Rebberges. Je natürlicher produziert umso authentischer, umso ein- und ausdrucksvoller nehme ich ihn wahr.  

 

Meine Beziehung zum Rebstock ist hingegen eindeutig. Ich gehe gerne durch die Weingärten. Dort erfahre ich eine gewisse Form von Zufriedenheit und auch Inspiration. Wenn ich an ihm arbeite, dann behutsam, denn jede Verletzung an ihm, auch durch Naturgewalten verursacht, spüre ich auch in mir. Und wenn er vor Vitalität strotzt und Lebendigkeit ausstrahlt, dann geht es auch mir gut.

 

Diese Verbundenheit wird mir oft richtig bewusst, wenn ich auf Reisen bin. Nach einer längeren Autofahrt wieder auf Rebflächen zu stoßen, erhellt mein Gemüt. Mir geht im wahrsten Sinne des Wortes „das Herz auf“. Um es mit einem Wort zusammenzufassen: Es hat etwas „Heiliges“ an sich. Das unterstreicht meine Verbindung  zu dieser besonderen Pflanze.    

Ich bin ein sehr untypischer Winzer, einer, der wenig Wein trinkt.

– Karl Renner, BioWeingut Renner